65. Eine geistliche Stadt.
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drunten sein neues Schloß. In Freising vermochte sich weder der Domberg mit der Stadt zu verschmelzen noch konnte die Stadt den Bischofssitz vom Berge herabziehen.
Einziger noch als durch diesen Umstand erscheint uns jedoch die Stätte des Domberges, wenn wir erwägen, was alles innerhalb ihrer zwei Tore lag.
Auch ein Berg (oder eine Stadt) kann seine aerugo nobilis haben, seinen edlen Altersrost, so gnt wie ein Erzbild. Diese aerugo ist der tiefe
Trümmerschutt, welcher jetzt die oberste Bodeudecke des Domberg-Plateaus bildet. Neuere Erdarbeiten zeigten, daß der Schutt stellenweise bis 8 Fuß hinabsteigt und in dieser Tiese fand man römische Münzen; 3 Fuß unter dem Boden aber mittelaltnge (brandenbnrgische und kölnische) Goldmünzen des 15. Jahrhunderts, Silbermünzen des 16. Jahrhunderts. Von Münzfunden in der Stadt ist mir nichts bekannt, dagegen erzählte mir Professor Sighart, dem ich die vorstehende Notiz verdanke, von einer Menge Spielmarken des Mittelalters, welche dort in alten Häusern gefunden worden feien. Also
droben bei den geistlichen Herren die Dukaten, unten bei den Bürgern die
Rechenpfennige.
Über jenem Schutt, den der zerstörende Gang der Jahrhunderte auf
dem Domberge gehäuft, erhebt sich nun der Dom mit anderen Kirchen, das Schloß, die alten Domherrnhäuser und sonst noch genug Gebäude, alle einstmals den Bedürfnissen der geistlichen Kolonie gewidmet.
Am merkwürdigsten ist die Überzahl der Kirchen, wie sie vordem dichtgeschart der enge Raum umschloß. Vor der Säkularisation zählte man nicht weniger als 14 Kirchen und Kapellen da droben: den Dom, St. Benedikt, St. Johannes, St. Peter, St. Andreas, St. Martin, St. Salvator, dann die bischöfliche Hauskapelle und die Kapellen in der Domdechantei, in der Dompropftei, im Propsteigebäude von St. Andreas, im Lerchenfeldhof, Kolonna-hof und Waldkirchhof. Matt wird schwerlich einen zweiten Ort in Deutschland sin den, wo so viele Kultusstätten ans so kleiner Fläche zusammengedrängt waren und trotz des Abbrnches einzelner Kirchen auch heute noch sind.
Auf dem Domberge bestanden vier Kanonikate: beim Dom, bei St. Paul, St. Johauues und St. Andreas. Seltsam genug aber hauste inmitten all des wimmelnden geistlichen Lebens sogar auch ein Einsiedler, ein Seitenstück zu den neun Einsiedlern, die bei Schleißheim je ein paar Büchsenschüsse voneinander saßen.
Rechnet man zu den Kirchen des Domberges noch die drei Kirchen von Neustift, dann die sieben Kirchen an und auf der Höhe von Weihenstephau (die Klosterkirche, St. Jakob, St. Veit, die Abteikapelle, die Magdalenenkapelle, die Korbinianskapelle und die Frauenkapelle) und endlich die Kirchen der Stadt (St. Georg, die Kirche des Franziskanerklosters, des Hl. Geist-Spitals, die Gottesackerkirche, die Münchenerkapelle u. a.) — so kommt über ein Viertelhundert heraus und es begreift sich, wie das turmreiche Freising auf alten
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Extrahierte Personennamen: Johannes Peter Andreas Martin Andreas Paul Andreas Jakob Georg
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Einheimische an, sich an solchem Handel zu beteiligen. Zur Frderung des Handels dienten auch die kirchlichen Feste, namentlich in den Bischofstdten, da zu diesen eine groe Menschenmenge zusammenstrmte- So entstanden die Jahrmrkte oder Messen". In den neugegrndeten Seestdten an der Nord-und Ostsee, namentlich in Lbeck, begann jetzt der deutsche Seehandel, zu-nchst mit England und Skandinavien, aufzublhen. Durch die Kreuzzge entwickelte sich dann auch der Handel mit dem Morgenlande, der aber durch die Italiener vermittelt wurde.
2. Stnde. Zu den vollkommen Freien gehrten noch: die Fürsten (weltliche und geistliche), die Grafen, die Herren" (d. i. Freiherren) und die Schffenbar-Freien". Die letzteren aber wurden immer weniger zahlreich. Dagegen hatte sich, zwischen ihnen und den Herren" in der Mitte stehend, ein neuer Stand herausgebildet, der zu dieser Zeit eine hervorragende Bedeutung gewann: der R i t t e r st a n d. Er entstand dadurch, da die groen Lehenstrger des Reichs (Fürsten, Grafen, Freiherren) je nach der Gre ihres Lehens eine Anzahl berittener Kriegsknechte ins Feld stellen muten. Um diese jederzeit bereit zu haben, bertrugen sie Stcke ihres Lehens an solche (teils Freie, teils Unfreie), die zu diesem Dienste geeignet und bereit waren, die Ritter". Die Ritter standen in der Mitte zwischen dem hohen Adel und denjenigen Freien, denen das Kriegshandwerk nicht herkmmlich war, und bildeten den Anfang des niederen Adels. In den Kreuzzgen waren sie der Kern der Heere. Als eigener Stand schlssen sie sich allmhlich mehr und tnehr ab, namentlich durch die Turniere, zu welchen nur, wer von ritter-licher Herkunft (ritterbrtig) war und die Pflichten des Ritterstandes erfllte, zugelassen wurde. Diese Pflichten bestanden darin, da der Ritter seine Ehre unbefleckt erhielt, der Kirche gehorsam, dem Lehnsherrn treu, hold und ge-tvrtig war, die Schwachen und Bedrngten beschtzte und Hflichkeit gegen die Frauen beobachtete. Der Ritterstand hatte die drei Abstufungen des Edelknaben, des Knappen und des Ritters. Zu der Ritterwrde wurde der Knappe nach hinreichender Erprobung feiner Waffentchttgkett durch dm Ritterschlag erhoben. Die Ritterburgen, meist aus Berghhen, hatten als Hauptbestandteile den hohen Wartturm (Bergfried), das Herrenhaus (Palas) und das Frauenhaus (Kemenate).
Der Weg in die Burg fhrt zunchst zu dem Burggraben. der diesen fhrt die Zugbrcke, welche aufgezogen oder herabgelassen werden kann. Die Zugbrcke fuhrt zu dem ueren Burgthor, das sich in einem Thorturm oder zwischen zwei Trmen befindet. Der Durchgang kann durch das Fallgatter versperrt werden. An diesen Thorturm schlret sich zu beiden Seiten die uere Umfassungsmauer (der Zingel), die am oberen Rande mit Sinnen versehen und von Strecke zu Strecke durch Mauertrme verstrkt tst. Aus dem ueren Burgthor gelangt man in den ueren Hof: den Zwmger. der sich zwischen der ueren und inneren Ringmauer befindet und namentlich zu Waffenubungen diente. Aus
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Extrahierte Ortsnamen: Nord-und_Ostsee Lbeck England Skandinavien
Noch immer bildete die Anleitung zu Handarbeiten einen wichtigen Teil der Erziehung.
Reges geistiges Leben entfaltete sich seit der Ottonenzeit besonders in den Fr au en k lstern. Die Nonnen beteiligten sich in regem Wetteifer mit den Mnchen am Bcherabschreiben.
Aus einem solchen Kloster ging auch die erste Dichterin hervor, die geistreiche Nonne Roswit" in Gandersheim (2. Hlfte des 10. Jahrhunderts), die aber, dem Geiste der Zeit huldigend, ihre Werke ausschlielich in lateinischer Sprache abfate. Gleichzeitig mit ihr lebte auf dem Hohentwiel die hochgebildete Herzogin Hadwig von Schwaben, die mit ihrem Lehrer Ekkehard eifrig die griechischen und lateinischen Schriftsteller studierte. Doch entsprach es mehr dem Geiste der Zeit, wenn andere vornehme Frauen sich durch be-sondere Werke der Frmmigkeit und Wohlthtigkeit hervorthaten; so namentlich die Landgrfin Elisabeth auf der Wartburg.
4. Geistiges Leben, Kunst und Wissenschaft. Der Bildungsstand des Volkes, auch der hheren Stnde, war noch sehr niedrig. Auer den Geist-lichen lernte kaum jemand lesen und schreiben. Eine Eigentmlichkeit dieser Zeit war, da die Frauen grtenteils gebildeter waren als die Männer.
Doch nahmen allmhlich hauptschlich infolge der Kreuzzge die Knste und Wissenschaften einen hheren Aufschwung.
Baukunst : der romanische Baustil. Im 11. und 12. Jahrhundert entstand aus dem Stil der Basilika der sogenannte romanische Baustil (Rundbogenstil).
Der Grundri der Basilika blieb: der langgestreckte Hallenbau in meistens drei Schiffen, auch das berragende Mittelschiff und der halbkreisfrmige Ausbau der Apsis. Zwischen Apsis und Langschiff schob sich meist noch ein Querschiff, wodurch der Grundri sich kreuzfrmig gestaltete. Zur Apsis stieg man auf Stufen hinan; denn unter ihr legte man meist eine gewlbte, sulengetragene Unterkirche, Krypta (== Gruft), an. Die flache Holzdecke wird durch Kreuzgewlbe ersetzt. Das romanische Kreuzgewlbe besteht aus zwei sich durchschneidenden Tonnengewlben (f. Tas. V, 10 und 11). Jedes Gewlbe berspannt einen quadratischen Raum, so da der Grundri der Kirche aus lauter Quadraten sich zusammensetzt. Die schwere Steindecke erfordert zu ihrer Sttze dicke Mauern und schwere Sulen; man verwandelte darum die Sulen vielfach in Pfeiler; die Fenster konnten nur klein sein. Der Glockenturm wurde mit der Kirche verbunden. Grere Kirchen wurden mit mehreren Trmen ausgestattet. Die nach Westen liegende Eingangsseite bekam zwei Trme; zwei kleinere Trme fanden rechts und links von der Apsis ihre Stelle; die Vierung, d. h. der dem Querfchiff und Hauptschiff gemeinsame Raum, erhielt einen niedrigen dicken Vierungsturm, der auf den vier Pfeilern der Vierung ruhte. Die Trme und Fenster sind rundbogig (f. Taf. V, 4 und 8). der der mittleren Hauptthre ist ein Radfenster (f. Taf. V, 9). Die Auenwnde wurden durch Bogenfriefe und Halbfulen (Lisenen) gegliedert, die Turmfenster gekoppelt, d. h. je zwei nur durch eine Sule getrennte Fenster mit einem gemeinsamem Rundbogen umrahmt; die Apsis wurde auen mit einer Galerie umzogen. Dieser Stil hat eine neue Art von Sulenkapitl geschaffen, das Wrfelkapitl (Taf. V, 6), sowie das Kelchkapitl, oft reich umsponnen mit Rankenwerk oder Tiergestalten (Taf. V, 7).
Die hervorragendsten Baudenkmler des romanischen Stils find in Deutschland die drei groen rheinischen Dome zu Worms, Mainz und Speyer (f. Taf. V, 4 und 5).
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Extrahierte Personennamen: Ekkehard Elisabeth
Extrahierte Ortsnamen: Gandersheim Schwaben Wartburg Deutschland Worms Mainz Speyer
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Donaugebiet. Die Brgerschaft erwuchs aus den Dienstleuten des Bischofs. Den Hauptbestandteil bildeten die Handwerker; dazu kamen dann viele Land-bewohner, namentlich solche, die in die Städte flchteten, um sich der Be-drckung zu entziehen. Wenn es Unfreie waren, konnten sie zwar wenigstens im ersten Jahr von ihrem Herrn zurckgefordert werden. Aber all-mhlich drang der Grundsatz durch: Die Lust in den Stdten macht frei." So bildete sich in den Stdten, teils aus freien, teils aus unfreien Elementen, ein neuer Stand: der Brgerstand. Die Regierung der die Stadt fhrte zuerst ein von dem Stadtherrn (in der Regel einem Bischof) eingesetzter Rat". Spter erlangten allmhlich die Brger das Recht, sich selbst diesen Rat zu whlen, an dessen Spitze man einen (oder zwei) Brgermeister stellte.
Bei Anlage der Städte war der Schutz gegen Angriffe von auen stets der nchste Zweck; sie wurden daher mit starken, turmgekrnten Ringmauern, mit Wall und Graben umschlossen. Die Straen waren oft krumm und wegen ihrer Enge dster und schmutzig; die Huser bestanden aus mehreren bereinander gegen die Gasse vorragenden Stockwerken. Im Gegensatz zu der Schlichtheit der Wohnhuser stand nicht selten die Groartigkeit der ffentlichen Gebude: der Rathuser, Kaufhallen, Stadtthore, vor allem der Kirchen. Indes brachte der zunehmende Wohlstand auch den Bau der Privathuser zu hherer Entwicklung; man begann nach und nach sie aus Stein auszufhren und immer reichlicher, geschmack- und kunstvoller einzurichten und auszuschmcken. Auch die Straen wurden allmhlich breiter angelegt und gepflastert.
Die Blte der Städte beruhte vor allem aus ihrer Gewerbthtig-keit und ihrem Handel.
3. Stellung der Frauen. Die rechtliche und gesellschaftliche Stellung der Frauen hatte sich immer hher erhoben. Aus der urgermanischen Frauen-Verehrung hatte sich der innige und zarte Frauendienst herausgebildet. Es war Forderung der Zeit an jeden Ritter, einer Frau zu dienen.
Erziehung Unterricht Beschftigung. Die Mdchen der vornehmen Klassen pflegten unter der Zucht einer Lehrmeisterin, eines Priesters oder in Klosterschulen sich die Kunst des Lesens und Schreibens "anzueignen. Auch die Kunst des Gesanges und die Fertigkeit, ein Instrument (Harfe, Fiedel) spielen zu knnen, gehrte zu den Erfordernissen einer guten Erziehung. Daneben fehlte auch nicht die Unterweisung in der Anstandslehre, die sich in der hfischen Zeit zu einem frmlichen Gesetzbuch ausgebildet hatte und sich auf das Leben in und auer dem Haufe, ja sogar auf jede Bewegung erstreckte.
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msche Mdchen dem Spiel mit der Tocke" (Puppe) entwachsen war, so bildete den wichtigsten Teil der Erziehung die Anleitung zu huslichen Hand-arbeiten. Unter der Leitung der Mutter lernte das Mdchen spinnen und weben, und verfertigte sich aus Flachs oder Wolle selbst den Stoff zu den Kleidern. Dazu kam noch die Erlernung der Runen, denen man eine ge-heimnisvolle Kraft zuschrieb, und die Belehrung in der Heilkunst, die aus-schlielich im Besitz des weiblichen Geschlechtes war.
Noch in der karolingischen Zeit (ja vielfach noch im ganzen Mittelalter) nahm das Volk bei Krankheiten seine Zuflucht zu weisen Frauen, welche heilkrftige Trnke zu be-reiten wuten und mit geheimnisvollen Sprchen die Leidenden besprachen.
Auch in der christlichen Zeit beschrnkte sich der Unterricht der Mdchen fast ausschlielich auf die weiblichen Handarbeiten. Denn noch zur karolin-gifchen Zeit, ja noch weit ins Mittelalter hinein war die Sorge fr Her-stellung der weiblichen wie der mnnlichen Kleidung Sache der Hausfrau. Selbst Kniginnen handhabten Spindel und Weberschiff. Karl der Groe trug meist Kleider von Leinen, die seine Tchter selbst gesponnen und ge-webt hatten.
5. Kunst und Wissenschaft. Der sprliche berrest der Kunst und Wissenschaft, welcher den Untergang der antiken Welt und die Strme der Vlkerwanderung berdauert hatte, befand sich im christlichen Abendlande ausschlielich im Besitz der Geistlichen und wurde fast lediglich zu kirchlichen Zwecken verwertet.
Die Baukunst entfaltete sich am groartigsten im Kirchenbau.
Im Abendlande war die vorherrschende Form der Kirchen noch die Basilika (Taf. V, 1; f. Teil I, S. 86 u. 89).
a. Der byzantinische Stil. Im Orient bildete sich eine Bauweise aus, die man als die centrale bezeichnen kann: der byzantinische Stil. Das Muster gab die unter Justinianerrichtete, der gttlichen Weis-heit (Sophia) gewidmete Sophienkirche zu Konstantinopel, jetzt Sophien-moschee.
der einem quadratischen Raum erhebt sich eine mchtige runde Kuppel, die auf vier gewaltigen Pfeilern ruht; die berwindung der Schwierigkeit, den bergang aus dem Viereck in das Kreisrund zu gewinnen, bedeutete die Lsung eines wichtigen Problems Durch kleinere Nebenrume, die gleichfalls mit Kuppeln berdeckt sind und zwar so, da die kleineren Kuppeln an die groe sich anlehnen, wird der Jnnenraum der Kirche erheblich erweitert. Unter der eigentlichen Wlbung der Hauptkuppel ist ein Kranz von Fenstern. Die Kuppeln, gleichsam riesige Nuschalen, bilden mit ihrer Auenseite zugleich das Dach der Kirche, das also des Holzwerkes entbehrt. Glockentrme fehlen; die auf dem Bilde (Taf. V, 3) sichtbaren schlanken Trme sind von den Trken hinzugefgt. Im Gebiete der griechischen Kirche sind bis auf den heutigen Tag die Centralkirchen mit Kuppeln fast ausschlielich beliebt; im Abendlande sind solche Anlagen selten (Markuskirche zu Venedig. Kirchen zu Ravenna, Palastkapelle Karls des Groen zu Aachen).
Andr-Sevin, Lehrbuch der Weltgeschichte. Ii. 3
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Extrahierte Personennamen: Karl_der_Groe Karl Sophia) Palastkapelle_Karls Karls
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die geistreiche Nonne Roswit" in Gandersheim (2. Hlfte des 10. Jahr-Hunderts), die aber, dem Geiste der Zeit huldigend, ihre Werke ausschlielich in lateinischer Sprache abfate. Gleichzeitig mit ihr lebte auf dem Hohen-twiel die hochgebildete Herzogin Hadwig von Schwaben, die mit ihrem Lehrer Ekkehard eifrig die griechischen und lateinischen Schriftsteller studierte. Doch entsprach es mehr dem Geiste der Zeit, wenn andere vornehme Frauen sich durch besondere Werke der Frmmigkeit und Wohlthtigkeit hervorthaten; so namentlich die Landgrfin Elisabeth auf der Wartburg.
Die heilige Elisabeth, die Tochter eines Knigs von Ungarn, kam als Kind nach der Wartburg an den heiteren, liederreichen Hof des Landgrafen Hermann vonthringen, um zur Gemahlin seines Sohnes erzogen zu werden. In frher Jugend schon den bun-gen der Frmmigkeit zugewandt, setzte sie diese nach ihrer Vermhlung mit Hermanns Sohn und Nachfolger Ludwig in gesteigertem Eifer fort. Die junge Landgrfin fpen-bete nicht allein den Verlassenen und Hungernden berreiche Gaben, sie verschmhte auch fr sich selber alle irdischen Gensse und erlitt unterwrfig von ihrem harten Beichtvater die schmerzhaftesten Geielungen; sie bereitete sich selbst ihre geringe tgliche Speise; sie spann und nhte Gewnder fr die Armen und sammelte Kranke in ihrer Burg, denen sie die Fieberglut milderte, die Geschwre wusch, die Wunden verband. Nach ihres Gemahls Tode aus dem Schlosse gestoen, freute sie sich, mit ihren Kindern in den Straen von Eisenach von Haus zu Haus zu betteln. Doch bald in ihr frstliches Wittum zu Marburg eingesetzt, entsagte sie feierlich der Welt und errichtete ein Hospital, in welchem sie den Ausstzigen diente. Dort starb sie noch in Jugendschne, erst vierundzwanzig Jahre alt. der dem Grabe der Heiligen wlbte sich bald die herrliche Elisabeth kirche zu Marburg.
5. Geistiges Leben, Kunst und Wissenschast. Der Bildungsstand des Volkes, auch der hheren Stnde, war noch sehr niedrig. Auer den Geist-lichen lernte kaum jemand lesen und schreiben. Eine Eigentmlichkeit dieser Zeit war, da die Frauen grtenteils gebildeter waren als die Männer.
Der Kaiser Heinrich Iv. war so gebildet, da er selbstndig Briefe lesen und ver-fassen konnte."
Wolfram von Eschenbach sagt von sich: Was in den Bchern geschrieben steht, das habe ich nicht kennen gelernt;" und: Ich kann keinen Buchstaben. Diese Erzhlung fhrt dahin ohne der Bcher Steuer."
Doch nahmen allmhlich namentlich infolge der Kreuzzge die Knste und Wissenschaften einen hheren Aufschwung.
Baukunst : der romanische Baustil. Im 11. und 12. Jahrhundert entstand aus dem Stil der Basilika der sogenannte romanische Baustil (Rundbogenstil).
Er hat sich in den verschiedenen Lndern hnlich verschieden entwickelt, wie die romanischen Sprachen in verschiedener Weise aus der lateinischen entstanden sind. Der Grundri der Basilika blieb: der langgestreckte Hallenbau in meistens drei Schissen, auch das berragende Mittelschiff und der halbkreisfrmige Ausbau der Apsis. Zwischen Apsis und Langschiff schob sich meist noch ein Querschiff, wodurch der Grundri sich kreuzfrmig gestaltete. Fr uns handelt es sich besonders um die Entwickelung, die dieser Stil in
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Extrahierte Personennamen: Ekkehard Elisabeth Hermann Ludwig Ludwig Heinrich_Iv Heinrich Wolfram_von_Eschenbach
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Die rundbogigen Fenster sind klein und schmal; oft stoen ihrer mehrere, nur durch Sulen geschieden, aneinander (Taf. V, 10).
Zu den herrlichsten Bauwerken dieses Stils, der namentlich am deutschen Rhein seine rechte Heimat gefunden hat, gehren: der Dom zu Mainz, der Kaiserdom zu Speier, die sechstrmige Abteikirche zu Laach, die Apostelkirche zu Kln, die Dome zu Hildesheim und Braunschweig; ferner (im sog. bergangsstil): die Dome zu Worms, Bamberg, Limburg a. d. L. (Taf. V, 711). In Italien ist vor-zglich der Dom zu Pisa mit dem schiefen Turm (Taf. V, 2) bemerkenswert.
99.
Das Rittertum.
Eine eigentmliche Erscheinung des Mittelalters, die gleichfalls durch die Kreuzzge wesentlich ausgebildet und zu hherer Bedeutung erhoben wurde, war das Rittertum.
1. Das weltliche Rittertum. Die Entstehung des Rittertums wird auf den Kaiser Heinrich I. und seine Kmpfe gegen die Ungarn zurckgefhrt. Es hatte sich aus der Zahl derer gebildet, die den Kriegsdienst zu Pferde leisteten. Die Ritter standen in der Mitte zwischen dem hohen Adel und denjenigen Freien, denen das Kriegs-Handwerk nicht herkmmlich war, und bildeten den Ansang des niederen Adels. In den Kreuzzgen waren sie der Kern der Heere. Als eigner Stand schlssen sie sich allmhlich mehr und mehr ab, namentlich durch die Turniere, festliche Kampfspiele, welche die Glanzpunkte des Ritterlebens bildeten und zu denen nur, wer von ritterlicher Her-knnft (ritterbrtig) war und die Pflichten des Ritterstandes erfllte, zugelassen wurde. Diese Pflichten bestanden darin, da der Ritter seine Ehre unbefleckt erhielt, der Kirche gehorsam, dem Lehnsherrn treu, hold und gewrtig war, die Schwachen und Bedrngten beschtzte und gegen die Frauen Bescheidenheit und Hflichkeit beobachtete. Der Ritterstand hatte die drei Abstufungen des Edelknaben, des Knappen und des Ritters. Zu der Ritterwrde wurde der Knappe nach hin-reichender Erprobung seiner Waffentchtigkeit durch den Ritter-schlag erhoben. Die Ritterburgen, meist auf Berghhen, hatten als Hauptbestandteile den hohen Wartturm (Berchfrit), das Herrenhaus (Palas) und das Frauenhaus (Kemenate).
Zu den ltesten Burgen gehren: die Habsburg, der Trifels, die Hohenzollern-brg (Taf. Vii, 5) und die Wartburg (smtlich aus dem 11. Jahrhundert).
2. Die geistlichen Ritterorden. Durch die Kreuzzge gewann das Rittertum hhere geistige Bildung, feinere Sitten und eine reli-gifere Richtung. Insbesondere wurden durch sie die in Palstina ge-
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So leuchtet heute wieder aus Waldesgrün das Wahrzeichen alter Zeit dem Wanderer entgegen. Schattige Alleen führen zu zwei Klostergebäuden — Backsteinbauten des 15. Jahrhunderts —, deren frühere Bedeutung etwas zweifelhaft ist. In einem der Häuser glaubt man den ehemaligen Wohnsitz des Abtes zu sehen.
Von dem eigentlichen, von einer Ringmauer geschützten Kloster ist zuerst die Kirche zu nennen, deren Bau 1180 in romanischem Stile begonnen, 1262 im Übergangsstil vollendet und 1871—77 völlig renoviert ist.
An den Emporen der Kirche — einer dreifchifsigen, kreuzförmigen Pfeilerbasilika mit einschiffigem Chor und halbrunder Apsis—hängen versilberte Brautkronen und Totenkränze. Wenige Grabsteine haben sich erhalten, darunter der des Abtes Sibold, wie jener Ottos Iv., eines Schwiegersohnes Rudolf von Habs-burgs, der, das Ritterkleid mit dem Mönchsgewand vertauschend, im Frieden Lehnins nach einem bewegten Leben die letzte Ruh-statt fand.
Größe und Verfall des Klosters überdauerte auch die lebende Wurzel, der es einst entsprossen. Nahe dem Altar ist der Stamm jenes Baumes eingemauert, unter dem Otto I. so folgenschwer geträumt hat.
Im Querschiff finden sich Gedenksteine sür Friedrich Wilhelm Iv. und Kaiser Friedrich Hl, die beide häufiger das Kloster-besucht haben.
Die östlichen Enden der Seitenschiffe sind zweigeschossige Kapellen mit alten Bildern und Kruzifixen. An der Decke sieht man undeutlich gewordene Gemälde von Märtyrern.
An die Südseite der Kirche stoßen die für Schulzwecke eingerichteten Reste des Konventsgebäudes. — Im Gruftgewölbe schlummert der Stifter des Klosters, Otto I., sowie die meisten Mitglieder der ottonischen Linie der Askanier. Vorübergehend hatten auch Johann Cicero und Joachim I. aus Hoheuzollern-stamm hier ihre Ruhestätte gefunden, bis die Fürstengruft im Dom zu Berlin beendet war, und Joachim Ii. die sterblichen Überreste seines Vaters und Großvaters zugleich mit dem herrlichen Doppelgrabmal dorthin überführen ließ.
Verlassen wir das Kloster, so umfängt uns tiefe märchenhafte Poesie. Wird doch das altersgraue Mauerwerk liebevoll von der ewig jungen Natur umschlungen, die mit immergrünen Ranken
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Schulformen (OPAC): Konfessionell gemischte Schule
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
7. Ungarnschlacht. Das Bild veranschaulicht eine Szene aus der Schlacht auf dem Lechfelde (10. August 955). Mt hochgeschwungenem Speer sprengt ein deutscher Führer in die Feinde, gedeckt durch den damals noch seltenen, unten spitz zulaufenden Reiterschild. Neben ihm flattert am eschnen Speerschafte das spitzzipflig auslaufende Bannertuch. Seine Reiter sind bewaffnet mit dem wuchtigen Schwerte, dessen Griff mit der Parierstange ein Kreuz bildet, und mit der dünnschaftigen Lanze, deren Eisenspitze durch ein Quereisen begrenzt ist. Geschützt sind sie durch das Maschenpanzerhemd mit Ringelhaube, durch den gewölbten Rundschild mit Metallbuckel und durch den fränkischen Spangenhelm mit Kreuzbügel. Ihre Gegner, die Ungarn, kämpfen mit dem starken Hornbogen, der Streitaxt, der kugelbesetzten Geißel, dem krummen Säbel und im Nahkampfe am liebsten mit dem kurzen Dolchmesser.
8. Kirchcnbau im heidnischen Lande. Vom 8—10. Jahrhundert waren die Benediktinerklöster (z. B. in Fulda, Corvey, St. Gallen) die Hauptstätten der Erziehung, der Künste und Wissenschaften. In die Anfänge eines solchen Klosters versetzt uns das Bild. War es den ersten Glaubensboten gelungen, eine kleine Zahl des fremden, trotzigen Volkes zu gewinnen, dann bauten sie ein Kirchlein an gut gelegener Stätte. Mehrte sich die Zahl der Gläubigen, dann holte man wohl aus fernem Lande die Gebeine eines Heiligen und errichtete über seiner neuen Ruhestätte ein mächtiges Gotteshaus. Unser Bild zeigt einen solchen Kirchenbau. Der baukundige Klosterbruder in schwarzer Kutte mit Überwurf erklärt seinem greisen Abte, den der nach innen gebogene Amtsstab kennzeichnet, den Grundriß des bereits begonnenen Banes. Der Bruder Bildhauer meißelt das Bild des Schutzpatrones in den Stein, der über dem Portale des Gotteshauses prangen soll. Reisige Franken, Mannen des Herzogs, der sich selbst dem neuen Glauben zugewandt und die Erlaubnis zum Bau des Klosters und der Kirche gegeben hat, schützen die Bauleute, schützen auch den Knecht, der im Dienste der Klosterleute „gerodetes Land" pflügt. Sie tragen den Lederpanzer mit dachziegelförmigen Metallplatten, den Helm mit Rand- und Kreuzbügel oder Kamm, scharlachrote „Hosen" (die wir heute Strümpfe nennen würden), mit Binden umwunden. Trotzig stehen abseits sächsische Bauern im leinenen Kittel, mit dem sächsischen Schwerte, dem Saxe, am Gürtel, die Anhänger der alten Götter; der eine streckt drohend die Faust aus gegeu die Bauleute. Doch ihre Knaben drängen sich an den Bildhauer; sie werden die Schule des nun vollendeten Klosters besuchen, später das Freigut ihrer trotzigen Väter als Lehen vom Kloster nehmen und sicher und glücklich unter dem Krummstabe wohnen.
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Den Mittelpunkt des Hauptgebudes, des eigentlichen Klosters, bildete ein Hof, htadrum genannt, der von einem Sulengange, dem Kreuzgange, umschlossen wurde. An die eine Seite des Kreuzganges stie die Kirche, an den drei andern lagen die Zellen der Mnche, der Kapitelsaal, in dem die gemeinsamen Versammlungen abgehalten wurden, das Refektorium oder der Speisesaal, die Bibliothek und der Lehrsaal fr die innere Schule, in der die knftigen Ordensleute ausgebildet wurden. Je nach der Gre des Klosters gab es noch eine
Wmget des Kreuzgangcs tot Cisterziensersttfle Awett5.
besondere Wohnung fr deu Abt, ein Gebude fr-die uere Schule, in der besonders die Kinder der Adeligen Unterricht erhielten, ein Kranken-haus, eine Apotheke und eine Herberge sr alle die, welche bei den geist-lichen Klosterleuten ein Obdach suchten. An die genannten Gebude schloffen sich die Wohnungen fr die Handwerker und Dienstleute und die Wirtschaftsgebude. In dem gut gepflegten Garten wurden Obst und Gemse aller Art und heilbringende Kruter gezogen. Die ganze Niederlassung war anfangs durch Wall und Graben, spter durch eine hohe Mauer geschtzt und glich einer kleinen Festung,
3. Wirken der Mnche. Die vornehmste Aufgabe der Mnche war zunchst, das Christentum auszubreiten, aber daneben haben die
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